Hat ihr Arzt eine Geldspritze?
Shownotes
In dieser Folge von „Medizin für Mitdenker“ gibt es mal wieder Neues aus der Politik. Es geht um die „Vorhaltepauschale“, eine Regelung, mit der Ärzten eine Grundfinanzierung gewährt wird. Nun haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen darauf geeinigt, dass diese Zahlung umso höher ausfällt, je mehr der Arzt… ach, hören Sie am besten mal selbst in die Folge rein, in der Volker Pietzsch und Dr. med. Sybille Freund mit dem Politikberater Markus Frieauff diskutieren. Sie werden Ohren machen!
Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei den „Ärzten für individuelle Impfentscheidung“:
https://individuelle-impfentscheidung.de/aktuelles/detail/aus-aerzten-mache-impf-luencer.html
Alle Podcastfolgen sowie ein ausführliches Stichwortregister finden Sie hier: https://doktorfreund.de/podcast
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00:00:02:
00:00:12: Heute gibt es eigentlich eine gute Nachricht, denn so Praxen auf dem Land, die oft nicht genügend Geld haben, die werden durchaus bald unterstützt.
00:00:21: Oder ist das vielleicht doch nicht so richtig?
00:00:23: Wir haben dafür heute wieder mal einen Fachmann eingeladen.
00:00:27: Nehme mich meinen Mann, den Markus Friehauf, der sich ja mit solchen politischen Themen beschäftigt.
00:00:32: Der kann uns dazu ja jetzt mal was sagen.
00:00:34: Und was geht es denn, Markus?
00:00:35: Hallo, hier ist der Hausmeister.
00:00:38: Es geht heute um die sogenannte Vorhaltepauschale.
00:00:42: Das ist eine pauschale Zahlung, die Arztpraxen erhalten.
00:00:45: Die ist gedacht für die Stärkung ärztlicher Strukturen auf dem Land.
00:00:49: Also, dass Ärzte auf dem Land nicht komplett abhängig sind davon, dass die Patienten in die Bude einrennen, sondern dass sie auch eine gewisse Einnahme haben, wenn das nicht der Fall ist und wenig Patienten in ihre Praxis kommen.
00:01:00: Einfach damit ärztliche Leistungen verfügbar sind.
00:01:03: Pauschalen haben immer für mich das Problem, dass sie ja oft... Wie das Wort jetzt ja auch schon sagt oder wie du es auch erklärt hast, nicht den Bedarf so abdecken, sondern zum Teil halt auch, es wird etwas bezahlt, was vielleicht gar nicht erbracht wird.
00:01:16: In der Tat, bei der Vorhaltepauschale geht es ja eigentlich darum, wie der Name auch schon sagt, dass eine Leistung vorgehalten wird.
00:01:23: angeboten wird.
00:01:24: Das Ziel ist, dass medizinische Leistungen für alle in der Republik, egal ob es da jetzt viele Arztpraxen gibt oder wenige, verfügbar sind, wenn sie gebraucht werden.
00:01:34: Das ist der Sinn dieser Regelung und das kann ich auch sehr gut nachvollziehen.
00:01:37: Aber in der Neufassung vom Januar, ist es nun so, dass der Spieß fast schon ein bisschen umgedreht wird.
00:01:43: Da wird nämlich die Vergütung dann gezahlt, wenn die Leistung nicht angeboten, sondern tatsächlich erbracht wird.
00:01:51: Das heißt, nur dann, wenn zum Beispiel der Hausbesuch auch durchgeführt wird, dann wird die Vorhaltepauschale für den Hausbesuch gezahlt.
00:02:02: Ich habe jetzt schon so einen ersten merkwürdigen Gedanken.
00:02:04: Wenn ich jetzt so eine Praxis auf dem Land hätte, dann würde ich jetzt schauen, dass ich möglichst viele Patienten in meiner Kartei hätte und schauen, dass ich sie einmal ganz kurz im Quartal sehe.
00:02:14: Genau, das ist sicher auch ein Impuls, den viele Ärzte so haben werden, dass sich denken, okay, die Pauschale wird mir gezahlt, wenn der Patient einmal da war, aber keine fachärztliche Behandlung gemacht hat, dann hole ich mir doch jeden im Quartal einmal kurz rein.
00:02:29: Wenn das eigentlich zu viele Patienten sind für meine Kapazitäten, dann ist es halt so, dass die anschließend lange auf Termine warten müssen, macht ja nichts.
00:02:37: Im nächsten Quartal kriegen sie dann wieder einen Termin und dann waren sie wieder bei mir in der Praxis und ich kriege für den Patienten wieder die Vorhaltepauschale.
00:02:43: Also jetzt der erste Aspekt, aber du hast ja schon gesagt, dieser Betrag, der hat es, glaube ich, in sich.
00:02:49: Genau.
00:02:50: Und zwar deshalb, weil die Kommission, die das vereinbart hat, weil diese Regelung neu ausgestaltet hat, entschieden hat, dass die, dass es Abschläge und Zuschläge geben wird, knüpft an bestimmte Bedingungen.
00:03:03: Und zuerst mal zu den Abschlägen.
00:03:05: Da gibt es also tatsächlich den Abschlag.
00:03:09: oder die Regelung, dass ein Abschlag von vierzig Prozent gezahlt wird, wenn, und jetzt wird es spannend, ein Arzt im Quartal weniger als zehn Schutzimpfungen durchgeführt hat.
00:03:20: Das heißt, du hast eine Praxis, machst ganz normal deine ärztliche Arbeit, nach bestem Wissen und Gewissen behandelst deine Patienten individual therapiert, nach jeweils persönlichen Bedarf und... Verzufall kommen in dem Quartal, was jetzt gerade abgerechnet wird, keine zehn Impfungen zustande.
00:03:41: Warum auch immer?
00:03:42: Dann wird die Vorhaltepauschale um vierzig Prozent gekürzt und aus den fünfzehn Euro sechsten Achtzig werden schmale neun Euro Einen Fünfzig.
00:03:52: Das ist so die eine Richtung, in die es gehen kann.
00:03:54: Das heißt im Prinzip, wenn ich jetzt gewisse Krankheitsbilder habe, die eine Impfung nicht zulassen, die es ja doch durchaus gibt, werde ich bestraft.
00:04:04: Genau, also wenn es Gründe gibt, nicht zu impfen, wird das sozusagen sich negativ auswirken auf diese Statistik und du musst dann an anderer Stelle als Arzt irgendwie wieder aufholen sozusagen.
00:04:16: Oder wenn es einfach keine Gründe gibt zu impfen.
00:04:19: Also wenn einfach niemand mit einer Situation in deine Praxis kommt, wo du als Arzt verantwortbar sagen würdest, hier macht eine Impfung Sinn, um den Patienten zu schützen.
00:04:31: Das kann ja durchaus sein, ja.
00:04:33: Also beispielsweise Grippeimpfungen ist ein Beispiel, was jeder kennt, von einer Impfung, die gar nicht für alle wirklich sinnvoll ist.
00:04:40: Für bestimmte Gruppen vielleicht schon, aber für viele eben nicht.
00:04:44: Und wenn du jetzt eben solche Leute nicht in deiner Praxis hast, dann stellt sich die Frage von Impfungen vielleicht gar nicht.
00:04:50: Und wenn du dann in dem Quartal nicht auf zehn Impfungen kommst, wird deine Vorhaltepauschale gekürzt.
00:04:56: Ich denke jetzt zum Beispiel an so eine Sommerzeit, das heißt wo vielleicht... wirklich kein grund für eine impfung ansteht.
00:05:03: das wird es dann zwanghaft gemacht.
00:05:05: das
00:05:05: wird auf jeden fall so durchgezogen.
00:05:07: und es gibt auch noch auf der anderen seite neben den abschlägen auch zuschlagsregelungen.
00:05:12: also diese fünfzehn euro sechsten achzig können auch aufgestockt werden wenn bestimmte kriterien erfüllt sind.
00:05:18: da gibt es insgesamt zehn kriterien und wenn Wenn mindestens zwei von denen erfüllt sind, gibt es eine Erhöhung um zehn Punkte und bei Erfüllung von acht dieser zehn Kriterien eine Erhöhung um dreißig Punkte.
00:05:30: Das ist dann schon ziemlich relevant.
00:05:32: Und zu diesen Kriterien, diese Liste der zehn Kriterien gehören.
00:05:36: zum Beispiel macht der Arzt Hausbesuche, kooperiert der Arzt mit Pflegeheimen, macht der Arzt Ultraschall-Untersuchungen, macht der Wundversorgung und so weiter.
00:05:45: Das sind also durchaus, finde ich, Dinge über die man diskutieren kann, die durchaus einen Sinn haben, dass einfach das ärztliche Angebot von dieser Praxis eine gewisse Bereite hat.
00:05:55: Und wenn das der Fall ist, dann wird eben die Vorhaltpauschale erhöht.
00:05:59: Finde ich durchaus einen sinnvollen Gedanken.
00:06:01: Aber eins dieser zehn Kriterien ist eben auch Schutzimpfungen.
00:06:04: Und für jedes Kriterium werden dann sozusagen quantifizierbare Anforderungen formuliert.
00:06:10: Die sehen bei den Schutzimpfungen so aus.
00:06:12: Und jetzt kommen wir nämlich nochmal zu dem Thema Summe.
00:06:15: Wenn ein Arzt diese Zuschläge haben will auf diesen Grundbetrag von fünfzehn Euro sechstnachtig, dann muss er im ersten, zweiten und dritten Quartal des Jahres jeweils mindestens sieben Prozent seiner Behandlungsfälle müssen Schutzimpfungen sein.
00:06:32: Das bedeutet sieben Prozent der Leistungen, die er abrechnet in dem Quartal, müssen Impfungen sein.
00:06:40: Und im vierten Quartal, das ist dann die Wintersaison, müssen es zu dem Viertel bis zum vierten Quartal sein.
00:06:45: Das heißt, wenn ein Arzt im vierten Quartal des Jahres nicht ein Viertel seiner gesamten Leistung, die er abrechnet, Impfungen macht, dann bekommt er diesen Zuschlag nicht.
00:06:58: Und das heißt natürlich auch andersherum, ein Arzt, der viel impft, bekommt diesen Zuschlag.
00:07:06: Das finde ich ist eine ausgesprochen problematische Regelung.
00:07:10: Das hast du jetzt vorsichtig formuliert.
00:07:12: Ich finde, es hat durchaus den Stoff auch das Vertrauensbehältnis zu verlieren.
00:07:17: Ja, das ist in der Tat ein Problem.
00:07:19: Und zwar möchte ich das auch noch mal aus ärztlicher Sicht sagen, wenn... oder aus Patientensicht, wenn ich jetzt als Patientin zu einem Arzt gehe und ich stelle mir vor, der schlägt mir eine Impfung vor und ich weiß nicht, ob er die machen will, weil er da seine Budgets in Form halten möchte, dann frage ich mir natürlich, ob der mich wirklich inhaltlich berät oder ob er das Pekonier tut quasi.
00:07:40: Also ich finde das äußerst bedenklich.
00:07:42: Das
00:07:42: Argument, weshalb man so eine Bindung dieser Zahlungen an die Kriterien vornimmt, ist ja, dass es darum geht, das ärztliche Angebot in der Breite, also sowohl auf dem Land, in der Breite der Fläche, als auch in der Breite des Angebots zu stärken.
00:07:59: Das finde ich an sich auch völlig legitim und nachvollziehbar, aber dafür würde es ja genügen, wenn das Angebot sozusagen geleistet wird.
00:08:09: Also wenn der Arzt sagt, ja, das ist Teil meines Angebotes, das biete ich an, das steht bei mir zur Verfügung sozusagen.
00:08:16: Dann könnte man sagen, okay, Damit ist die ärztliche Versorgung in der Region gewährleistet in diesem Punkt und entsprechend kann die Pauschale gezahlt werden oder der Zuschlag gewährt werden, dass man es aber von der Umsetzung, also von der tatsächlichen Leistung abhängig macht, also nicht davon, ob ein Arzt sagt, ich bin bereit zu impfen, wenn jemand eine Impfung haben möchte und wir das beide für sinnvoll halten, sondern das gesagt wird, der Zuschlag wird nur gezahlt, wenn du auch wirklich impfst.
00:08:44: Das ist eine totale Abkehr vom Prinzip, dass die Therapie des Arztes, und das ist ja ein sehr hohes Gut, die Therapie des Arztes richtet sich nach der gesundheitlichen Befindlichkeit des Patienten.
00:08:56: Dieses Prinzip wird geschwächt, weil eben als zweite Motivation das Arztes das Geld hinten dran stehen kann.
00:09:04: ohne den Ärzten da jetzt zu nahe treten zu wollen.
00:09:06: Und wir sind schon wieder in so einer Situation, das ist jetzt ja nicht nur medizinischen Bereich, wo einfach durch Regeln, durch Subvention, sage ich jetzt einfach auch mal, Dinge so beeinflusst werden, dass tatsächlich nicht mehr, ich spreche jetzt auch mal von Kundenbeziehung, der Kunde im Mittelpunkt steht, sondern die Regeln.
00:09:25: Ja.
00:09:26: Genau, das ist echt ein großes Problem.
00:09:28: Und ich kann mir schon vorstellen, dass dann Patienten tatsächlich nicht mehr gerne zum Arzt gehen.
00:09:32: Ich sehe das jetzt schon.
00:09:33: Also ich kriege es jetzt schon mit, dass Patienten mir sagen, ich handle ja ein bisschen freier, weil ich eben nicht zu diesem Kassensystem gehöre.
00:09:43: Sie sagen mir, ich gehe nicht mehr zu konventionellen Ärzten.
00:09:46: Das geht schon los.
00:09:47: Und ich glaube, damit tut man keinem was Gutes.
00:09:50: Also das ist keine gute Aktion.
00:09:52: Also absolut.
00:09:53: Es gibt auch eine ganze Menge Juristen im medizinischen Feld.
00:09:58: die schon in früheren Jahren auch darauf hingewiesen haben, dass die Notwendigkeit wirtschaftlich zu arbeiten auf keinen Fall dazu führen darf, dass der Arzt die Sorgfaltspflicht den Facharztstandard gegenüber dem Patienten unterschreitet, den er dem Patienten einfach schuldig ist.
00:10:16: Das ist ein sehr heres Prinzip und es gibt doch diverse Urteile vom Bundesverfassungsgericht aus den letzten zwanzig Jahren.
00:10:23: was sich mit dem Thema Therapiefreiheit befasst und wo immer wieder auch festgehalten wurde, die Freiheit des Arztes unbeeinflusst von anderen Faktoren mit dem Patienten gemeinsam entscheiden zu können, was die richtige Behandlung ist, die muss gewährleistet sein.
00:10:40: Und das wird hier natürlich unterlaufen durch einen ökonomischen Druck.
00:10:43: Und ich meine, wir wissen alle, wie es mit... Arztpraxen auf dem Land ist, die sind alle nicht auf Rosen gebetet finanziell, insbesondere eben die kassenärztlichen Praxen und es wird schwieriger und schwieriger solche Arztpraxen wieder neu zu besetzen, wenn die alten Inhaber aufhören und so weiter.
00:11:00: Also da ist tatsächlich ein hohe ökonomische Druck und die Wahrscheinlichkeit, dass das dann Einfluss nimmt auf Entscheidungen dieses Arztes und Beeinflussungen der Patienten, die ist schon sehr groß.
00:11:10: Da haben wir natürlich noch ein anderes Problem.
00:11:13: Das ist nämlich, dass viele Ärzte tatsächlich immer noch denken, dass man mit Impfungen Patienten immer was Gutes tut.
00:11:19: Das ist wirklich ein Problem, weil sich viele meiner Kolleginnen und Kollegen einfach nicht mit der Problematik der Impfungen befassen.
00:11:27: Also, dass es da auch Probleme gibt.
00:11:29: Da sind wir alle in eine Richtung erzogen, möchte ich mal sagen, die nicht gut ist.
00:11:34: Also, es ist ein unkritischer Folgen dieses Satzesimpfungen sind immer gut.
00:11:40: Und gut, jemand wird zugeben, dass sie auch Nebenwirkungen haben können.
00:11:43: Damit trifft es aber nur ein bisschen Rötung und Schwellung am Arm.
00:11:46: Aber es kann auch zu schwereren Nebenwirkungen kommen.
00:11:48: Und darüber muss man einfach reden.
00:11:50: Also, ich finde, man muss deshalb keinen Impfbashing betreiben.
00:11:54: Man muss nicht sagen, man impft deshalb überhaupt nicht.
00:11:56: Und die ganze Impfung der Impfgedanke ist vollkommen absurd.
00:12:01: Das sage ich überhaupt nicht.
00:12:02: Ich impfe selbst auch in der Praxis.
00:12:04: Aber ich finde, man muss wirklich die Vor- und Nachteile abwägen.
00:12:08: Man muss sich genau angucken.
00:12:09: und man kann nicht einfach... alle Impfungen wären gut und immer nur toll und alles ist super und das ist sehr einseitig in Deutschland und es ist auch im Studium schon sehr einseitig.
00:12:20: also wenn man aus dem Studium rauskommt denkt man einfach Impfungen sind normal das ist Schutzimpfung heißt es und es ist ein Schutz und es ist super für die Patienten.
00:12:29: freut euch doch dass es das gibt.
00:12:31: wenn solche Regelungen getroffen werden bleibt eigentlicher der Patientin und dem Patienten eigentlich nur größtmögliche Mündigkeit übrig.
00:12:39: Das ist auf jeden Fall so ganz klar.
00:12:42: Ich meine, das ist ja ein generelles Thema, dass man sagen muss, es ist nie verkehrt, wenn ein Patient sich selbst Gedanken macht über seine eigene Gesundheit und der selbstbewusstsein entwickelt eigene Entscheidungen treffen zu wollen.
00:12:55: Das ist ja doch de facto so, dass viele Entscheidungen nicht der Patient trifft, auch wenn es vielleicht formal juristisch so ist, sondern de facto der Arzt und der Patient nur sagt, ja, weiß ich nicht.
00:13:07: Ich entscheide sie, Herr Doktor.
00:13:10: Frau Doktor.
00:13:10: Oder Frau Doktor.
00:13:11: Noch schlimmer.
00:13:13: Schleider Scherz.
00:13:13: Und in der Tat, du hast recht, Siebille, das ist tatsächlich so eine Legende, die bei den Ärzten und bei den ärztlichen Verbänden, bei den Standesvertretungen und bis hin zur Politik überall so rumläuft, dieser knappe Slogan, Impfen schützt.
00:13:32: der in dieser Knappheit total unsinnig ist, weil er einfach viel zu wenig differenziert, wie die einzelnen Impfungen wirken und wie die Situation als Patienten ist und so weiter.
00:13:43: Also ich habe auch so ein bisschen darüber nachgedacht, wie kommt es denn dazu, dass solche pauschalierenden, für einzelne Maßnahmen förderlichen Regelungen Eingang finden in solche Gesetzeswerke?
00:13:57: Und ich glaube tatsächlich, das ist ein ganz großer Punkt.
00:14:00: Die medizinische Landschaft in Deutschland geht weiterhin immer noch davon aus.
00:14:05: Impfen ist immer was Gutes.
00:14:07: Und ich glaube, es gibt noch einen zweiten Punkt, den wir ja auch an vielen Punkten immer wieder treffen oder den wir immer wieder begegnen.
00:14:13: Nämlich den Gedanken, dass es möglich wäre, objektiv festzulegen, was in der Medizin richtig ist.
00:14:22: also was hilft, was die richtige Therapieform ist oder die richtige Behandlungsempfehlung.
00:14:29: Wir sehen das ja in dieser Kultur der Leitlinien, das ist ja auch was, was in den letzten zwanzig Jahren enorm zugenommen hat, dass man versucht immer mehr Behandlungsfälle zu normieren und dabei geht natürlich immer ein Stückchen die Individualität des einzelnen Falles verloren und dass man überhaupt glaubt, so einzelne medizinische Ansätze zur Norm machen zu können und vorschreiben zu können ist, glaube ich, ein Teil von diesem Denkfehler.
00:14:58: Das ist, glaube ich, ein ganz fundamentales Problem, gerade auch bei den ärztlichen Verbänden.
00:15:02: So, wie kommen wir raus aus der Nummer?
00:15:04: Also, zunächst mal ist es so... dass die Vorhaltepauschale an sich ja nicht das Problem ist, sondern eben diese Ausführungsbestimmungen, wenn man so will.
00:15:12: Und die sind nicht Teil des Gesetzes.
00:15:14: Das heißt, man müsste erst mal nicht das Gesetz ändern, was da beschlossen wurde vom Bundestag, sondern man müsste quasi die Durchführungsbestimmungen ändern.
00:15:22: Die werden festgelegt von einem Bewertungsausschuss, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen gebildet hat.
00:15:29: Da sitzen also, ich glaube, sechs Personen drin, die solche Maßstäbe, solche Kriterien entwickeln.
00:15:35: Und ich glaube, was ganz wichtig wäre, wäre, dass man einfach an diese Instanz noch mal appelliert, diese Festlegungen noch mal zu überdenken und die Therapiefreiheit des Arztes und die Individualität des Patienten und des... gesundheitliche Selbstbestimmungsrecht des Patienten zu schützen vor so einem ökonomischen Einfluss, der sich da so still und heimlich dann eben bemerkbar macht.
00:16:00: Ich sehe schon irgendwie in größeren Praxen die internen Nachrichten rumlaufen vor meinem geistigen Auge.
00:16:07: Vorsicht, Ende des Quartals.
00:16:09: Wir brauchen noch sieben-achtzig Impfungen.
00:16:11: So, ja, das sehe ich schon kommen.
00:16:12: In größeren Arztpraxen wird es es sicherlich geben.
00:16:15: Und in kleineren Arztpraxen wird es der Arzt vielleicht sich selber sagen oder seine Sprechnunhilfe wird es ihm sagen.
00:16:21: Und das wäre eine fatale Geschichte.
00:16:23: und da muss man echt überlegen, ob es nicht nochmal sinnvoll wäre, auch einen Appell an diese Bewertungskommission zu starten, dass sie diese Richtlinie nochmal überarbeitet.
00:16:33: Das ist so der konkreteste Ausweg, den ich sehe.
00:16:37: Ansonsten vielleicht auch das Gespräch mit dem eigenen Arzt mal suchen über diese Fragen.
00:16:43: Ich glaube, dass viele Ärzte sich über diese Hintergründe überhaupt nicht bewusst sind.
00:16:46: Vielleicht auch die Details der Regelung gar nicht kennen, sondern das einfach so... nebenher mitmachen.
00:16:53: Also ich kann nur jedem raten, wie du vorhin schon gesagt hast, Volker, der mündige Patient ist echt das Allerwichtigste.
00:16:59: Und vielleicht noch dazu, wir sollten uns äußern, wenn uns etwas nicht gefällt oder wenn wir uns nicht gut behandelt fühlen.
00:17:07: Absolut.
00:17:07: Und ich würde wirklich den Arzt offensiv auf dieses Thema ansprechen und deutlich machen, dass ich Wert darauf lege, dass die Therapieempfehlung, die ich bekomme, nicht von solchen Faktoren beeinflusst werden.
00:17:18: Und auch wenn mal ärztliche zuhören.
00:17:21: Ich meine, das Vertrauen unserer Patienten ist total wichtig.
00:17:25: Wenn wir nicht vorgehen gegen solche Regelungen, dann verlieren wir das Vertrauen unserer Patienten.
00:17:31: Also auch das ist, glaube ich, echt wichtig, dass die Ärzteschaft selbst auf die Barrikaden geht und sowas nicht zulässt.
00:17:38: Absolut.
00:17:38: Vielleicht kann man zum Schluss nochmal an diesen... Leitsatz erinnern.
00:17:42: Primum non-notzere, sekundum kavere Terziumsanare, dieser alte ärztliche Grundsatz.
00:17:48: Zuerst nicht schaden, zweitens vorsichtig sein, drittens heilen.
00:17:54: Und mit diesem Sanare, heilen, sanieren, ist natürlich nicht gemeint, die Finanzen des Arztes heilen.
00:18:01: Medizin
00:18:02: für Mitdenker.
00:18:03: Der etwas andere Gesundheits-Podcast mit Volker Pietsch und Dr.
00:18:08: Mezibille Freund.
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